Mittwoch, 12. Mai 2010

Fußballturnier 28./29. April 2010, Wahlen


Gruppenfoto vorm Finalspiel


Die Preise

Mal Sonne, dann strömender Regen
Mittagessen

Juniormannschaft beim spielen


Parade durch die Stadt, etwas was auf den Philippinen auch immer sein muss
Papa Eds und Kuya Cesar

Anreise mit dem Motorrad



Fußballturnier 28./29. April 2010

Mittwoch und Donnerstag vorletzte Woche stand wie angekündigt ein Fußballturnier zwischen der City of Borongan und der Municipality of Taft an (Eine Mischung zwischen Stadt und Kreis, die Municipality besteht aus den Hauptort-Barangays und viele Barangays (Dörfern) drumherum. Außer Borongan, welches diesen Stadt-Status ständig ab-und wieder anerkannt bekommt gibt, es in Ost-Samar keine Städte). Mittwoch morgen hieß es also 5.45 aufstehen und zum Treffpunkt fahren. Außer Jane, Mathis und mir fuhren auch noch Kuya Cesar (der Chef unseres Stammlokals und gleichzeitig der 1. Vorsitzende der Borongan Football Association) sowie Papa Eds (ein Kellner dort und ein guter Freund) sowie Marvin (auch ein Freund und Lehrer in Hernani) mit den Motorrädern nach Taft, welches in etwa 1 ½ Stunden nördlich von Borongan liegt. Wahrscheinlich wäre man wesentlich schneller dort, wenn die Straße vor Taft nicht so katastrophal wäre und eigentlich beinah schon als Offroad bezeichnet werden kann. Der andere Teil des Clubs, darunter die beiden Jugendmannschaften war bereits gegen fünf mit dem Bus losgefahren und waren dementsprechend schon vor uns eingetroffen. Der erste Spieltag war mehr oder weniger den Kindern vorbehalten, wir spielten nur ein Spiel. Taft ist was Fußball anbelangt noch etwas größer als Borongan, im Gegensatz zu uns stellten sie gleich drei Erwachsenenmannschaften und, wie auch wir, zwei Jugendmannschaft.
Statt fand das Turnier auf dem Gelände einer Grundschule, vor dem ersten Anpfiff ging es allerdings erst in einer kleinen Parade durch die Stadt, warum genau weiß ich nicht, vielleicht wollte man damit einfach nur Zuschauer anlocken. Paraden gibt es hier übrigens ständig und überall und für alles und jeden, insbesondere jetzt während der Wahlzeit, aber auch zu jeden Gründungstag von irgendetwas.
Wir traten unter den Namen Black Bugs auf, benannt nach den schwarzen Reiskäfern die ich schon mal als zweitägige Plage in Hernani miterlebt hatte. Licht im Haus ist eine ganz schlechte Idee, da man sie dann scharenweise um sich hat und sie gleichzeitig noch einen schlechten Geruch verbreiten. Da half eigentlich auch nur, recht früh ins Bett zu gehen und das Licht auszumachen. Kuya Cesar hatte für dieses Turnier eigens T-Shirts bedrucken lassen, natürlich in Schwarz, dazu ein weißer Aufdruck. Das Wetter diese beiden Tagen war sehr wechselhaft, eben schüttete es in Strömen, kurze Zeit darauf kam wieder die knallend heiße Südseesonne raus.
Das erste Spiel das wir spielten lief etwas chaotisch ab. Fußball ist auf den Philippinen ein noch recht exotischer Sport was bedeutet, dass selbiger mehr oder weniger noch in den Kinderschuhen steckt. Da derjenige der das Tor macht in den Augen des ungeschulten Zuschauers der Beste ist, versuchten viele in Eigenaktionen Tore zu schießen, was zur Folge hatte, das der Verteidiger auf einmal zum Stürmer wurde und die Positionen zu sehr durcheinander geworfen wurden. Ich wechselte mich mit Mathis und Jane meist auf der Mittelfeld oder Verteidiger Position ab, war aber auch einmal im Sturm, man merkt also, es war alles nicht so ganz fest. Das erste und auch letzte Spiel an diesem Tag, welches vom Ablauf her nicht sonderlich toll war endete also mit einem 1:1 gegen einen recht starken Gegner. Am Abend wurde natürlich mit der Mannschaft ordentlich einer draufgemacht, ehe es am nächsten Morgen gegen 9 Uhr weiterging. Überaschenderweise habe ich nach einer durchzechten Nacht auf den Philippinen meistens keinen Kater, ob es am Klima liegt? Der Alkohol müsste bei den Preisen eigentlich der reinste Fusel sein, aber irgendwie geht es morgens sehr viel besser als in Deutschland.
Das nächste Spiel und das erste für uns an diesem Freitag endete mit einen 2:1 Sieg und lief auch wesentlich besser, das nächste am Nachmittag welches wieder etwas unorganisierter war, endete in einem 0:0 unentschieden, reichte aber aus um uns ins Finale zu bringen um hier wieder auf unseren Gegner vom ersten Spiel am Vortag zu treffen. Die erste Halbzeit endete unentschieden, in der zweiten war wesentlich mehr Feuer im Spiel, da es immerhin um einen von einer politischen Partei gespendeten Pokal und Geldpreis ging (Wahlen auf den Philippinen haben also doch ihre kleinen guten Seiten, ansonsten wäre da sicher nichts gewesen). Allerdings endete auch die zweite Hälfte am Spätnachmittag torlos und langsam wurde es bereits dunkel. Die Entscheidung musste also mit einem Elfmeterschießen aus vier Schützen beigelegt werden. In weiser Voraussicht um meine Treffsicherheit hielt ich mich allerdings von Anfang an da raus und ließ da geschulteren Schützen den Vortritt. Anfangs lief es gut, ein Treffer und einer souverän von Kuya Cesar als Torwart gehalten, dann allerdings ein Fehlschuss von Borongan und Anschlusstreffer von Taft, darauf erneuter Fehlschuss von Borongan und erneuter Treffer von Team aus Taft, was das Spiel entschied und uns auf den zweiten Platz setzte. Sieger der Herzen und so. Dennoch bekamen auch wir einen Pokal und einen Geldpreis von immerhin 1000 (ca. 16€) Peso. Da unser Teamleiter Kuya Cesar mit der Niederlage zu kämpfen hatte, da er selbst einen Schuss versemmelt hatte nahm ich den Pokal und Preis entgegen, dann schnell ein Foto gemacht vorauf hin mir gesagt wurde, dass der Nationalheld Manny Paquiao das Foto sehen werde (Seine Partei hatte nämlich den Preis gesponsert, da selbiger, wohl derzeit von den Filipinos am meisten geliebter Landsmann und sehr erfolgreicher Boxer nun selbst Gouverneur in seiner Heimatprovinz in Mindanao werden möchte). Ob das stimmt oder nicht, keine Ahnung, ist aber letztendlich auch belanglos.
Die Boronganer Fußballjugend war noch ein bisschen erfolgreicher: Die Alangian`z belegten den ersten Platz, zweiter wurden die Jugendmannschaft der Black Bugs, die Tafter Mannschaften Blue Dragons und Red Dragons wurden auf die Plätze drei und vier verwiesen.
Im Großen und Ganzen bot das Turnier eine angenehme Abwechslung und war eine nete Angelegenheit, vor allem eben das Drumherum, vom Spiel hier selbst ist das übliche Kicken vor dem Kapitol eigentlich schöner, da es hier um nichts geht und der Spielablauf dann gleich wesentlich besser funktioniert.

Die Wahlen sind hier in Borongan und wohl auch ganz Ost-Samar offenbar friedlich verlaufen, ich habe jedenfalls nichts anderes gehört und mitbekommen. Gewählt wurden sowohl ein neuer Präsident, dessen Vize, der Senat und das Repräsentantenhaus, auf Provinzebene für Gouverneur, Vizegouverneur, Bürgermeister, dessen Vize und Stadtrat, das einzige das wohl nicht gewählt wurde waren die Barangay Politiker. Auch im vorhinein war keine Anspannung zu merken, am Wahltag selbst war auf den Straßen kaum etwas los, dafür aber am Tag danach: Da es ein absolut reguläres Mittel ist, die Wähler mit Geldern zu bestechen waren die Geschäfte ziemlich voll, da die meisten Filipinos vom Sparen ohnehin nicht viel halten. Geld ist de facto eben nur vom Nutzen, wenn man es auch ausgibt. Die politischen Parteien müssen bei den Wahlen Unsummen an Geldern ausgeben, wenn man sich mal vor Augen hält, dass teilweise bis zu knapp 2000 Peso (ca. 30€) ausbezahlt werden, was gut einem halben Monatsgehalt entspricht.