Liebe Leser
Da ich morgen an meinen Einsatzplatz in Hernani gehen werde und es recht ungewiss ist, wie ich dort Internetzugang haben werde und es gut sein kann, dass ich für einen guten Zugang 40km nach Guiuan oder Borongan fahren muss, werde ich nun noch einen kleinen Eintrag verfassen.
Ich habe mich inzwischen was das Klima anbelangt gut daran gewöhnt, nachdem es anfangs immer ein kleiner Schock war aus einem von einer Klimaanlage gekühlten Raum nach draußen zu gehen. Nachdem das Vorbereitungsseminar abgeschlossen war, begann am Freitag das Sprachtraining im regionalen Dialekt Waray Waray. Es war ziemlich hart, durchgängig konzentriert zu sein, wenn man von morgens bis abends nur ein einziges "Fach" hat, auch wenn Pausen dazwischen waren. Am Sonntag dann jedoch war ein freier Tag, den ich erstmal zum Ausschlafen genutzt habe, später dann fuhren wir zu fünft an die Pazifikküste hier in Guiuan, allerdings war gerade Ebbe und außerdem sah der Strand nicht sonderlich einladend ein und so fuhren wir schließlich weiter nach Calicoan Island. Hier sah das ganze schon anders aus, die hohen Wellen des Pazifiks die wir vorher nur aus einiger Ferne betrachten konnten sahen wir nun vom Nahen, ein wirklich atemberaubender Anblick. An der Bucht, an der wir ins Wasser gingen, waren die Wellen so an die zwei Meter hoch, eine Bucht vorher (wir fuhren allerdings nur daran vorbei) waren die Wellen gut drei Meter hoch. Es war wirklich toll die Naturgewalten so betrachten zu können, im Wasser selbst waren wir der Kraft der Wellen hilflos ausgeliefert, wenn eine Welle sich anbahnte riss einen eine selbst nur kniehohe Stömung beinahe um, entsprechend groß war auch die geballte Kraft, die das zurückkehrende Wasser entlud, die Welle. Calicoan Island ist eine der wenigen Orte in Eastern Samar, an dem ein wenig (Surf-) Tourismus vorzufinden ist.
Dienstag ging es nach Tacloban, um unser philippinisches Konto zu aktivieren, ferner nutzte ich, wie viele andere von uns auch, die Gelegenheit um einkaufen zu gehen. Einer meiner größten Einkäufe war wohl der Kauf von echten Parmesankäse, den ich in einem italienischen Lokal kaufte in dem ich und einige andere zu Mittag aßen. Nachdem sich der Speiseplan hier in der Pension in Guiuan langsam etwas eintönig wird und sich mehr oder weniger ständig wiederholt war es mal wieder eine schöne Abwechslung. Zuletzt möchte ich noch ein kleines Wort zur Situation der Menschen hier verlieren. Es kann sehr schwer sein, als Außenstehender in einer anderen Kultur die Zusammenhänge zu verstehen. So geht es auch mir immer mal wieder, ab und an gibt es Situationen, in denen ich nicht weiß wie ich mich am besten verhalte, sei es auch nur die Situation in der es darum geht, mit dem Tricyclefahrer einen Preis auszuhandeln. In diesem Fall muss man (oder zumindest ich) sich einfach auf sein Bauchgefühl verlassen und den weiteren Verlauf abwarten. Ferner kann ich folgendes nicht verstehen: Die Menschen hier sind geradezu begeistert, Weiße zu treffen, es passiert uns täglich, dass wir mit "hey Joe" angesprochen werden, ständig wird uns hinterhergewunken und uns zugelächelt und hinterhergeschaut. Schwer verständlich ist es deshalb für mich, da die Weißen hier nur wenig gutes verrichtet haben. Zuerst waren da die Spanier, die die Filippinos gut 300 Jahre lang unterdrückten, nachdem der spanische Einfluss jedoch schwand, waren die Amerikaner parat um die Herrschaft über die Inseln zu übernehmen, erst in den 40er Jahren, nach brutaler japanischer Gewaltherrschaft (der letzte japanische Soldat kapitulierte in den 70er Jahren). Heute ist es so, dass die meisten Filippinos die im Fernsehn sind, relativ hellhäutig sind und eben auch viele europäische und amerikanische Stars zu sehen sind. Dennoch frage ich mich, ob die Erinnerung an die Geschichte nur so schwach vorhanden ist, ob sie überhaupt vorhanden ist oder ob sie nur so schwach wiegt. Es ist eigentlich traurig, dass so etwas oberflächliches wie die Hautfarbe hier ein Aspekt ist, ob die Menschen einen freudig zurufen und grüßen oder eben nicht. Auch empfinde ich es als eigenartiges Gefühl, mit einer Kamera oder einem Laptop durch die Straßen zu laufen, nicht etwa aus Angst überfallen zu werden, nein, die Filippinos sind überwiegend sehr freundliche Menschen, vielmehr liegt es daran, dass ich mir bewusst gemacht habe, dass ein Lehrer hier ca. 2000 Peso verdient, das entspricht bei einem Kurs von 1€=70 Peso ca. 30€ im Monat. Somit schleppe ich Dinge mit mir herum, die mehr als als ein Jahresgehaltes eines Durchschnitt-Filippinos entsprechen. Im Gegensatz zu vielen Ländern Afrikas ist es hier mit der Unterernährung und der Wassernot nicht ganz so schlimm, da die Philippinen eben doch recht fruchtbare und eben auch recht feuchte Inseln sind.
Ich denke, dass wäre es erstmal. Da ich nicht weiß ob ich diesen Monat nochmal ans Internet komme, wünsche ich euch alles Liebe und viele Grüße aus den heute abend regnerischen Guiuan
Ingo
Da ich morgen an meinen Einsatzplatz in Hernani gehen werde und es recht ungewiss ist, wie ich dort Internetzugang haben werde und es gut sein kann, dass ich für einen guten Zugang 40km nach Guiuan oder Borongan fahren muss, werde ich nun noch einen kleinen Eintrag verfassen.
Ich habe mich inzwischen was das Klima anbelangt gut daran gewöhnt, nachdem es anfangs immer ein kleiner Schock war aus einem von einer Klimaanlage gekühlten Raum nach draußen zu gehen. Nachdem das Vorbereitungsseminar abgeschlossen war, begann am Freitag das Sprachtraining im regionalen Dialekt Waray Waray. Es war ziemlich hart, durchgängig konzentriert zu sein, wenn man von morgens bis abends nur ein einziges "Fach" hat, auch wenn Pausen dazwischen waren. Am Sonntag dann jedoch war ein freier Tag, den ich erstmal zum Ausschlafen genutzt habe, später dann fuhren wir zu fünft an die Pazifikküste hier in Guiuan, allerdings war gerade Ebbe und außerdem sah der Strand nicht sonderlich einladend ein und so fuhren wir schließlich weiter nach Calicoan Island. Hier sah das ganze schon anders aus, die hohen Wellen des Pazifiks die wir vorher nur aus einiger Ferne betrachten konnten sahen wir nun vom Nahen, ein wirklich atemberaubender Anblick. An der Bucht, an der wir ins Wasser gingen, waren die Wellen so an die zwei Meter hoch, eine Bucht vorher (wir fuhren allerdings nur daran vorbei) waren die Wellen gut drei Meter hoch. Es war wirklich toll die Naturgewalten so betrachten zu können, im Wasser selbst waren wir der Kraft der Wellen hilflos ausgeliefert, wenn eine Welle sich anbahnte riss einen eine selbst nur kniehohe Stömung beinahe um, entsprechend groß war auch die geballte Kraft, die das zurückkehrende Wasser entlud, die Welle. Calicoan Island ist eine der wenigen Orte in Eastern Samar, an dem ein wenig (Surf-) Tourismus vorzufinden ist.
Dienstag ging es nach Tacloban, um unser philippinisches Konto zu aktivieren, ferner nutzte ich, wie viele andere von uns auch, die Gelegenheit um einkaufen zu gehen. Einer meiner größten Einkäufe war wohl der Kauf von echten Parmesankäse, den ich in einem italienischen Lokal kaufte in dem ich und einige andere zu Mittag aßen. Nachdem sich der Speiseplan hier in der Pension in Guiuan langsam etwas eintönig wird und sich mehr oder weniger ständig wiederholt war es mal wieder eine schöne Abwechslung. Zuletzt möchte ich noch ein kleines Wort zur Situation der Menschen hier verlieren. Es kann sehr schwer sein, als Außenstehender in einer anderen Kultur die Zusammenhänge zu verstehen. So geht es auch mir immer mal wieder, ab und an gibt es Situationen, in denen ich nicht weiß wie ich mich am besten verhalte, sei es auch nur die Situation in der es darum geht, mit dem Tricyclefahrer einen Preis auszuhandeln. In diesem Fall muss man (oder zumindest ich) sich einfach auf sein Bauchgefühl verlassen und den weiteren Verlauf abwarten. Ferner kann ich folgendes nicht verstehen: Die Menschen hier sind geradezu begeistert, Weiße zu treffen, es passiert uns täglich, dass wir mit "hey Joe" angesprochen werden, ständig wird uns hinterhergewunken und uns zugelächelt und hinterhergeschaut. Schwer verständlich ist es deshalb für mich, da die Weißen hier nur wenig gutes verrichtet haben. Zuerst waren da die Spanier, die die Filippinos gut 300 Jahre lang unterdrückten, nachdem der spanische Einfluss jedoch schwand, waren die Amerikaner parat um die Herrschaft über die Inseln zu übernehmen, erst in den 40er Jahren, nach brutaler japanischer Gewaltherrschaft (der letzte japanische Soldat kapitulierte in den 70er Jahren). Heute ist es so, dass die meisten Filippinos die im Fernsehn sind, relativ hellhäutig sind und eben auch viele europäische und amerikanische Stars zu sehen sind. Dennoch frage ich mich, ob die Erinnerung an die Geschichte nur so schwach vorhanden ist, ob sie überhaupt vorhanden ist oder ob sie nur so schwach wiegt. Es ist eigentlich traurig, dass so etwas oberflächliches wie die Hautfarbe hier ein Aspekt ist, ob die Menschen einen freudig zurufen und grüßen oder eben nicht. Auch empfinde ich es als eigenartiges Gefühl, mit einer Kamera oder einem Laptop durch die Straßen zu laufen, nicht etwa aus Angst überfallen zu werden, nein, die Filippinos sind überwiegend sehr freundliche Menschen, vielmehr liegt es daran, dass ich mir bewusst gemacht habe, dass ein Lehrer hier ca. 2000 Peso verdient, das entspricht bei einem Kurs von 1€=70 Peso ca. 30€ im Monat. Somit schleppe ich Dinge mit mir herum, die mehr als als ein Jahresgehaltes eines Durchschnitt-Filippinos entsprechen. Im Gegensatz zu vielen Ländern Afrikas ist es hier mit der Unterernährung und der Wassernot nicht ganz so schlimm, da die Philippinen eben doch recht fruchtbare und eben auch recht feuchte Inseln sind.
Ich denke, dass wäre es erstmal. Da ich nicht weiß ob ich diesen Monat nochmal ans Internet komme, wünsche ich euch alles Liebe und viele Grüße aus den heute abend regnerischen Guiuan
Ingo
Typisches StraßenbildPedicap -Fahrradtaxidie von mir inzwischen öfters erwähnten Tricycles (beladbar mit 8 Personen und mehr ;-) )Hütten von obenSonnenuntergang am Golf von Leythe