Freitag, 30. Juli 2010

Palawan

Eine Insel, die ich während meines Philippinen Aufenthalts nicht versäumen wollte, war Palawan und ich habe den Besuch der Insel auch tatsächlich noch verwirklichen können, nachdem ich von so ziemlich allen die da waren sehr gute Rückmeldungen bekommen habe.
Die Anreise war wieder einmal gewissermaßen umständlich, da es auf den Philippinen eigentlich nur zwei Flughäfen gibt, von denen man auf alle anderen fliegen kann. Also Ging es von Samar nach Cebu und von Cebu dann in die Inslhauptstadt Puerto Princessa auf Palawan. Dort verbrachten wir zunächst eine Nacht, ehe wir am nächsten Tag mit einer belgisch/holländischen Gruppe einen Van mieteten, der uns zum Underground River fuhr. Bereits dort erfüllte die Landschaft die Klischees, die man so einer Südseeinsel hat, Klippen, üppiges Grün und Sandstrand. Der Untergrund Fluss selbst war zumindest im Eingangsbereich bereits ziemlich touristisch erschlossen, man fuhr zunächst mit dem Boot zum Eingang der Höhle und wurde dann anschließend mit kleinen Ruderbooten in die Höhle hineingefahren. Die Höhle selbst war übersäht mit Mauerseglern, die sich anhand ihres Gezwitschers in der Höhle orientierten. Das Wasser in der Höhle ist immerhin bis zu acht Metern tief, erstmals vom einen Ende bis zum anderen durchquert wurde sie in den 80er Jahren und bis heute ist sie, ähnlich wie das Calbiga Höhlensystem, nicht vollständig erforscht, wobei Calbiga sicherlich noch wesentlich unerforschter ist.
Auf den Rückweg verzichteten wir auf das Boot und gingen den ca. vier bis fünf Kilometer langen Dschungeltrail zurück, benötigten dann dafür aber locker zwei Stunden.
Nachmittags ging es dann mit selbigen Van Richtung El Nido im Norden der Insel, immerhin gut sechs bis sieben Stunden von Puerto Princessa entfernt.
Da aktuell Regenzeit auf Palawan ist, waren die Unterkünfte günstig zu haben, zwar hat es eigentlich jeden Tag auch mal geregnet, allerdings hat mich das nicht weiter gestört. El Nido bzw. das Bacuit Archipel welches westlich davon im Südchinesischem Meer liegt, entspricht dann nun wirklich den Vorstellungen eines Tropenparadieses. Riesig hohe Kalksteinfelsklippen eingeschnitten von Sandstränden und tiefblaues Wasser. Ideal für Inselspringen, also mit einem gemieteten Boot von einer Insel oder Lagune zur anderen schippern. Unter Wasser ist schon einiges durch Dynamitfischen zerstört, einige intakte Korallenriffe findet man aber dennoch. Wir fanden sogar noch mehr, da uns unser Bootsmann zu einer Stelle fuhr, an der es einige Schwarzspitzenriffhaie gab mit denen wir dann schnorchelten.
Bekanntschaft mit der berühmt gefährlichen Würfel- bzw. Kastenqualle blieb uns zum Glück erspart, nachdem ich gehört hatte, dass diese in der Regensaison aktiv sein soll, fand ich das zunächst nicht sonderlich prickelnd, allerdings fragte ich diverse Einheimische welche die Saison der Würfelqualle eher in das Frühjahr um Februar bis Mai einordneten.
Mücken gab es zwar auch viele, allerdings waren bei unseren Stichen scheinbar und glücklicherweise keine Malariaübertragenden dabei.
Insgesamt machten wir zwei Islandhopping Touren, bei der zweiten sahen wir dann auch einige Schildkröten, alles in allem waren es ein paar schön entspannte Tage in El Nido, auch wenn irgenwie jeder von uns danach gesundheitlich etwas angeschlagen war, jeder hatte mal wieder irgendwelche Verletzungen an den Füßen und ich zusätzlich noch eine kleine Erkältung. Die Art und Weise wie man hierzulande dann noch die Klimaanlagen benutzt, machen das alles nicht besser, anstatt einen Wert zu finden, bei den man nicht friert und nicht schwitzt, wird die Klimaanlage so sehr heruntergedreht, das man es sich in Pullover und langer Hose bequem machen kann. Was das soll weiß ich nicht, vielleicht möchten die Menschen hier einfach auch einmal Kälte erfahren oder die Möglichkeit haben, sich lange Sachen anzuziehen (besonders von letzteren habe ich stark den Eindruck).
Nach der Rückfahrt im zunächst viel zu kaltem Van verbrachten wir noch einen Tag in Puerto Princessa und besuchten dort unter anderem die Krokodilfarm, wo die beiden endemischen Krokodile aufgezogen werden und (zumindest das eine) in die freie Wildbahn entlassen werden.

Dienstag ging es dann auf zur zweitägigen Rückreise nach Borongan.


Im Untergrund Fluss


Affen am Dschungeltrail


El Nido von unserer Unterkunft aus


Südseefeeling...


...Schön


Ich an der versteckten Lagune


Regenwetter und Wind gabs täglich


Ich


nochmal


Helicopter Island


Hier trifft das Kindchenschema trotz allem nicht so ganz zu

Donnerstag, 15. Juli 2010

Motorradtour Nordsamar

Vom 9.-13. Juli stand nun endlich die Samar Motorradtour an, die schon lange geplant war. Durchführen tat ich diese Tour mit Bodhi, einen anderen Freiwilligen aus Taft, etwa 50km nördlich von Borongan (Am besten sucht ihr im Netz nach einer detailierten Karte von Samar wenn euch die Lage der Orte interessiert). Dies war auch meine erste, wenn auch nur kleine Etappe die ich Freitagnachmittag erledigte, bevor es auf Tour ging tauschte ich noch den hässlichen blauen Sitzbezug meines Motorrades gegen einen neuen, schwarzen aus, nicht zuletzt um es auch für den baldigen Verkauf ein bisschen besser aussehen zu lassen. Am nächsten Tag Morgen ging dann die eigentliche Tour los: Von Taft ging es nordwärts, zunächst nach Oras wo wir das erste mal hielte und bei Bekannten vorbeischauten. Diese waren von unseren Plänen nicht sonderlich angetan, zu gefährlich, speziell der Norden Samars, allerdings ist das das, was die meisten Filipinos immer über andere Orte sagen, speziell wenn sie diese nicht kennen. Das der Nordosten Samars aber tatsächlich etwas abendteuerlich ist, war auch im Reiseführer zu fahren und das sollten wir auch bald erfahren. Letztendlich wollten diese Bekannten uns sogar Begleitung für eine Teilstrecke mitgeben, was wir allerdings ablehnten.

Von Oras ging es über San Policarpo in das etwa 30 Kilometer enfernte Arteche. Alles was danach Richtung Norden kam, war uns unbekannt, da uns kein Freiwilliger bekannt war, der die Strecke bislang gefahren wäre, letztendlich ist dort aber auch niemanden irgendetwas besonderes bekannt gewesen, für das es sich gelohnt hätte hin zu fahren, zum anderen sind die Straßen auch einfach zu schlecht, sodass es einfacher ist die größere Stadt Catarman über Westsamar zu erreichen.
In Arteche kehrten wir dann erst einmal auf ein Mittagessen ein, anschließend mussten wir die richtige Straße erfahren, das Kartenmaterial und ein Reiseführer waren verwirrend: Das eine gab gleich zwei Straßen an, das andere behauptete es existiere nicht mal eine Einzige. Auch von Oras gäbe es laut Karte sogar eine Straße direkt nach Laoang. Was letztendlich richtig war wissen wir nicht, es gab auf jeden Fall eine Straße im Norden von Arteche, Straße ist vielleicht zuviel der Ehre, es war eher die Qualität eines vergrößerter Feldweges, dass die Straßen dort schlecht sind, war uns aber bewusst. Da es immer wieder stark regnete, blieben wir unter anderen mit unseren Motorrädern im Schlamm stecken, generell war die Straße etwas angeweicht, in der Regenzeit dürfte sie dann wohl ganz aufgeweicht und damit beinahe unpassierbar sein.
Irgendwie waren nun auch zwei Richtungen angeschrieben, vobei es von dem einen Ort hieß, er sei eigentlich nur per Fluss erreichbar. Wir entschieden uns für die Fahrt an der küstennahen Straße, wie es unser Plan war, zudem wer weiß wo die Straße dann geendet hätte und wie man von dort aus dann weitergekommen wäre?
Die Besiedelung wurde tatsächlich immer dünner, vor allem auch immer ärmlicher und rückständiger anmutend, sicher auch eine Auswirkung der schlechten Infrastruktur. PKW, LKW oder Jeepneys kamen uns nach einer Weile schon gar nicht mehr entgegen, das einzige was verkehrte waren Motorräder, allerdings auch in sehr überschaubarer Anzahl. Auf unserem Weg hielten wir immer mal wieder an um uns die Landschaft anzusehen, an einem Strand überlegten wir dann zu zelten, allerdings hielt uns zum einen der Regen davon ab (es war an diesem Nachmittag überwiegend regnerisch und wolkenverhangen) , zum anderen ein Angehöriger der philippinischen Armee, der sich mit uns unterstellte und nach einer Weile auf einmal andeutete, es sei besser jetzt sofort trotz Regen weiterzufahren, im Wald gäbe es Leute mit Gewehren, die uns gefangen nehmen würden. Was letztendlich an der Sache dran war, keine Ahnung, allerdings hielten wir es für besser, die Warnung nicht auszuschlagen, er lud sich selbst ein ein Stück mitzufahren und dann bei seinem Camp abzusteigen. Da er auch ein bisschen nach Alkohol roch vermute ich mal eher, dass er schnell nach Hause wollte, aber wie gesagt, besser nichts unnötig riskiert.

Gegen Spätnachmittag als die Dämmerung langsam einzusetzen begann, ein unschöner Zwischenfall. Nachdem wir kurz gehalten hatten und dann wieder weitergefahren waren, verschwand Bodhi nach einer Kurve auf einmal aus meinem Rückspiegel, da das nicht allzu selten war, dass mal eben einer anhielt um irgendwas wieder in die Tasche zu packen fuhr ich kurz an den Rand und wartete, allerdings war ich misstrauisch, da wir erst ein paar Minuten zuvor gestoppt hatten. Also wartete ich nur sehr kurz und fuhr dann wieder die Strecke zurück, tatsächlich war der Stopp nicht ganz freiwillig sondern eher unfallbedingt. Das Motorrad lag auf der abschüssigen Straße und er saß nebendran, offensichtlich mit einigen zunächst oberflächlichen Verletzungen.
Da auf der Straße eine Benzinpfütze war und eine Fußraste verbogen war, hielt ich sowohl Motorrad als auch Bodhi für nicht fahrtüchtig, und lud ihn dann auf meins, um in den nächsten größeren Ort zu fahren in der Hoffnung, dort eine Krankenstation vorzufinden. Nach 12km schlechter Straße und zunehmender Dunkelheit erreichten wir schließlich den Ort Palapag, glücklicherweise gab es ein Health Center, unglücklicherweise allerdings niemand da. Einen Arzt gab es nicht, ein Einheimischer informierte dann eine Krankenschwester, die die Wunden reinigte und eine am Kinn nähen musste, insgesamt aber hatte er Glück gehabt und keine schwerwiegenderen Verletzungen gehabt.

Nachdem wir, ebenfalls mit Glück, ein Quartier gefunden hatten und schließlich das Motorrad holen wollten, war die Gästehauseignerin auch hiervon nicht sonderlich begeistert, zu gefährlich, also gab sie uns vier Wächter mit auf den Weg, der eine der Bürgermeister höchst persönlich. Sicher nicht ganz verkehrt und ein Plus an Sicherheit, da unsere Begleiter die Leute in der Gegend zum einen kennen und zum anderen wohl auch bewaffnet waren. Die Unfallmaschine selbst hatte nur kleinere Beschädigungen, ein paar Kratzer und eben wie gesagt die verbogene Fußraste, nach deren geradebiegen also tüchtig, die Tour zu vollenden. Zu letzteren entschied sich auch Bodhi, eine Fahrt zurück wäre wohl umständlicher und unangenehmer gewesen als die Strecke zu Ende zu fahren, einzige Option wäre gewesen, mit dem Jeepney oder dem Van zu fahren, aber auch das wäre nicht sonderlich angenehm gewesen und zum anderen was tun mit den Motorrädern? Letztendlich stellte sich heraus, dass das wohl eine ganz gute Wahl war.
Dieser erste richtige Tourtabschnitt hatte zwar gerade mal die Länge von vielleicht 120km, doch hat er uns aufgrund der Straßenlage den ganzen Tag abverlangt.

Von Palapag brachen wir erst am späten Vormittag zur zweiten Etappe auf, da eben wegen des Unfalls noch einige Besorgungen anstanden. Im Gespräch mit unserer helfenden Zimmervermieterin erfuhren wir, dass es auf dem Teilstück Palapag-Rawis keine Straßen gäbe, und eine Übersetzung nur über das Meer möglich wäre. Da wegen Ebbe keine größeren Boote fuhren, mieteten wir eine Banka (Auslegerboot), auf dem unsere Motorräder verladen wurden und wir uns auf den Weg machten. Unterwegs setzten wir ein paar mal im Sand auf und ich half unseren Käpt`n schieben, da das Wasser zu flach für die Schraube war. In Rawis angekommen, verlief die weitere Reise ohne größere Vorkomnisse. die Nordküste Samars hat einige nette helle Sandstrände und wirkt nicht mehr so rau wie die am Pazifik gelegene Ostküste Samars. Über Catarman fuhren wir nach Allen welches bereits in Nordwestsamar liegt, über gut geteerten oder betonierten Straßen dahin. Eine kleine Skurilität Catarmans allerdings sahen wir uns noch an: Der Flughafen der Stadt geht mitten durch den Ort. Wenn nun ein Flieger im Anmarsch ist, werden links und rechts neben dem Rollfeld einfach die Tore der Straße die über die Startbahn gehen geschlossen und der Flieger kann landen. Danach werden diese wieder geöffnet und der Verkehr marschiert wieder drüber.
Am folgenden Tag fuhren wir von Allen über die größeren Städte Calbayog und Catbalogan und später über die nördliche Inland Querstraße bis nach Taft zurück. Von den Streckenkilometern her genauso viel wie die ersten beiden Tourtage zusammen, aber auch hier aufgrund der recht guten Straße machbar, lediglich Teile der Inlandstraße sind derzeit am zerfallen, wer weiß wie da die Lage in ein paar Jahren ist.

Das Wetter auf der Tour war jeden Tag sehr gemischt, jeden Tag knallte ebenso die Sonne als dass wir auch strömenden Regen hatten.
Meine letzte Etappe am darauffolgenden Tag von Taft nach Borongan ließ allerdings die Sonne aus und ich wurde klatsch nass.
Insgesamt bis auf den Unfall eine gelungene und abwechslungsreiche, abendteuerliche Tour die mir großen Spaß bereitet hat. Auf die Umrundung ganz Samars haben wir verzichtet, da uns die Straßen im südlichen Teil soweit bekannt sind. Auch wäre das wohl ca. zusätzliche 250km gewesen, doch auch ohne die haben wir alle drei Provinzen Samars angeschnitten bzw. sogar durchquert. Ich habe von Borongan nach Borongan gut 650 Kilometer zurückgelegt, länger hätte die Tour vom zeitlichen aber auch nicht unbedingt sein müssen, da es doch recht anstrengend ist.


Zurück in Borongan:
In Borongan war das Wetter die letzten Tage auch nicht besser, was ich gehört habe, so ist ein Taifun über Luzon gezogen und hat auch hier für reichlich Regen gesorgt. Die Stromversorgung Borongans scheint des Weiteren momentan recht instabil zu sein, andauernd sind kleinere Stromausfälle, teils aber auch über ein bis zwei Tage, was dann doch schon recht nervig werden kann. Vor allem bei (stärkeren) Regen so wie gestern ist der Strom dann weg.
Möglicherweise auch durch den Regen bedingt, gibt es in Borongan wohl derzeit viele Denguefälle, tatsächlich sind derzeit gefühlt mehr Mücken unterwegs als sonst.



Die Straße kurz hinter Arteche



Typische, immer bescheidener werdende Bebauung



Nach Regen aufgeweichte Straßen...



...zwangen uns schon mal zum schieben



ärmlich anmutender Nordosten Samars



Landschaftlich recht rau und an diesem Tag regnerisch...



...dennoch reizvoll



Verladen der Motorräder auf eine Banka



Mit dem Boot unterwegs



Bebauung am Wasser



Ich



Nach dem Übersetzen mit dem Boot wurden die Straßen besser, richtig gut eigentlich



Sandstrand an der Nordküste Samars



Gewitter und Regen begleiteten uns die ganze Zeit



Straße über die Startbahn Catarmans



Ich mit meinem Motorrad



Unsere Unterkunft der zweite Übernachtung



Samar im Nordwesten bei Malaga



Ich



mal wieder Regenpause



(Geregnet hat es wirklich öfters)



"Kleiner" Steinschlag auf der Inlandstraße nach Taft

Dienstag, 6. Juli 2010

Borongan

Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich noch nie wirklich etwas über meinen aktuellen Wohnort geschrieben habe, geschweige denn allzu viele Bilder davon gezeigt habe. Wie ich ja weiter unten beschrieben habe, bin ich vor einiger Zeit von Hernani nach Borongan, dass etwa 50 Kilometer weiter nördlich liegt. Grund dafür waren diverse Probleme, mit der Arbeit, Wohnsituation, Vermieter (bzw. Gasteltern) und nicht zuletzt wegen der Lautstärke auch wenn man hier zunächst vielleicht lachen mag. Bei einem Haus in der landestypischen Bauweise dringt jeder noch so leise Ton überall durch und wenn man das nicht, wie die Filipinos eben, von klein auf gewohnt ist, kann es ziemlich schwer werden sich da anzupassen. Fakt war jedenfalls, das Hunde, Nachbarn, vor allem und ganz oben stehend aber die bekloppten Kampfhähne mir wohl jeden erholsamen Schlaf geklaut haben. Ein Rückzug zur Ruhe war im Haus für mich absolut unmöglich.
Umso genauer habe ich natürlich geschaut, dass all solche Lärmquellen in der neuen Wohnung möglichst gebannt sind, das sind es zum größten Teil auch tatsächlich, zwar wird im Hof neu gebaut und in der Nachbarschaft ist meist die halbe Nacht ein Hund am jaulen, aber dennoch ist es wesentlich besser als zuvor in Hernani.
Zu Borongan: Borongan ist die Provinzhauptstadt der Provinz Ost-Samars (oder eben Eastern Samar wie es ganz offiziell heißt), der mitklingende Wortteil "Hauptstadt" ist allerdings sehr großzügig und gut gemeint, denn den Charakter einer philippinischen "Stadt" wie ich sie bislang erlebt habe, hat sie überhaupt nicht. Allerdings muss ich sagen, dass mich die meisten philippinischen Städte bislang auch noch nicht sonderlich umgehauen haben, meistens ist es eben laut, verkehrstechnisch überlastet und damit zusammenhängend total versmogt, dreckig und wesentlich elendiger anmutend als auf dem Land. Borongan bildet da wie ich finde einen angenehmes zwischending, der Chrakter und der Charme der Stadt mutet eher auf ein vergrößertes Dorf an, viele negative Dinge die die Stadt zu bieten hat gibt es nicht, aber dennoch bekommt man die meisten Dinge des alltäglichen Lebens bzw. eben sogar etwas mehr sodass man auch als euopäische Geprägter (vor allem was das Essen anbelangt) hier zwar nicht mit allen, aber doch mit für ein Jahr befriedigenden Dingen ganz gut Leben kann. Ein riesengroßes Plus ist natürlich das ganze tropische Obst, als ich das erste mal auf den Philippinen eine Ananas probierte glaubte ich, dass ich selbige nie wieder in Deutschland essen könne, es ist einfach noch mal ein ungleich besserer, frischer und einfach herrlicherer Geschmack was auf so ziemlich alle hier angebauten Früchte (wie z.B. auch Mangos) zutrifft. Enttäuscht war ich vom Kaffee, obwohl die Philippinen ein, wenn auch international eher unbedeutendes, Kaffeeanbauland sind, gibt es beinahe überall nur löslichen Nescafé, den Amerikanern und ihren globalen Absatzmärkten sei Dank. Gebrühter Kaffee (vor allem in der Provinz!) eine absolute Seltenheit, sodass ich von meinem Besuch aus Deutschland einen Espressokocher und Kaffee als Carepaket mitgebracht bekam, für mich als alten Kaffeefreund: ein Segen.

Doch zurück zu Borongan. Wie ich schon sagte, hat die Stadt eher Dorfcharakter und darf sich auch erst seit diesem Jahr wieder offiziell "Stadt" nennen. Da es auf den Philippinen immer recht schwer ist, eine Stadt von der Ausbreitung mit einer europäischen Stadt zu vergleichen da die Städte hier oftmals eine große Fläche haben und selbst weit entfernte "Stadtteile" Barangays noch dazu gehören, kann ich nur schwer abschätzen, wie groß der Hauptort wohl sein mag. Die Muincipality (also das ganze Stadtgebiet) von Borongan hat was ich so gehört habe etwa zwischen 50.000 und 60.000 Einwohner, die wie wohl auf beinahe den ganzen Philippinen, überwiegend die Küste besiedeln. Dass Innland Samars ist im Vergleich zur Küste mit Ausnahme an den paar Innlandstraßen beinahe menschenleer und recht schwierg zugänglich (eben weil es keine, nicht mal unbefestigte Straßen gibt)
Ich selbst habe auch das ein oder andere "Upstream-Barangay" also Hinterland Stadtteil besucht, in einem, welches nur vom Fluss per Boot oder zu Fuß erreichbar war hatte noch nicht einmal die Elektrizität einzug gehalten und die Bewohner waren angesicht des Besuches einiger großer weißer Menschen wohl doch sehr überrascht und fanden unsere großen Nasen recht auffällig. Das ein oder andere Kind hat sich vor uns europäischen Besuchern sogar eher ein wenig gefürchtet.
In Borongan gibt es zwei Krankenhäuser, einmal das Provinzkrankenhaus, welches vornehmlich von der armen Bevölkerung aufgesucht wird und das Doctors Hospital, welches privat ist. Die Ärzte arbeiten aber soweit ich das gehört habe, trotzdem in beiden, einziger Unterschied dürfte dann wohl sein, dass im einen die Versorgung besser ist.
Des weiteren gibt es sogar eine "Mall", ich würde das ganze eher als kleines Einkaufszentrum bezeichnen, wer die großen Malls aus den größeren Städten kennt, der wird sehr schnell merken, dass die Mall in Borongan nicht viel mit den anderen zu tun hat. Allerdings erhöht sie eben das Angebot an sonst eher selten zu findenden Waren, was letztendlich dafür verantwortlich ist, dass man wie ich weiter oben sagte, "auch als europäisch Geprägter" viel findet. Ansonsten gibt es einige Restaurants, ein paar Tankstellen die die konkurrierenden Unternehmen auf den Philippinen offensichtlich immer gegenüber stellen, und natürlich den Baybay Boulevard. Auch hier mag der Begriff "Boulevard" ein wenig hoch gegriffen sein, sollte sich Borongan aber eines Tages zur blühenden Metropole der Philippinen entwickeln, wird er das möglicherweise werden, aber auch jetzt schon ist er vor allem für ein abendliches Bier ein angenehmer Aufenthaltsort. Abgesehen von einigen Banken und damit auch Geldautomaten, bei denen es den nächsten Richtung Süden soweit ich weiß erst wieder im 110 Kilometer entfernten Guiuan (sprich in etwa Giwan) gibt, unterscheidet sich Borongan mit der Ausnahme der Größe des Hauptortes eigentlich nicht allzu wahnsinnig von den Provinzdörfern und bis auf eben den kleinen Teil des Hauptortes, ist es ansonsten wie überall in der Provinz auch.

Ich bin allerdings froh, in Borongan zu leben und nicht mehr in Hernani, das Leben gefällt mir hier einfach wesentlich besser, nicht zuletzt wohl eben auch, da ich alleine wohne, für mich persönlich die wesentlich bessere Alternative als die Erfahungen, die ich mit Gasteltern gemacht habe.




Einfahrt in den von allen Nachbarn genutzten Hof




"Meine" Straße von West nach Ost, welche in den Baybay Boulevard mündet. Die Einfahrt zu meinem Hof ist in etwa auf der Höhes des blauen Tricycle (Motorradtaxi), falls man es erkennen kann




Der "national Highway" der ganz Samar von Süden nach Norden verbindet ist in beinahe allen Dörfern Ostsamars die Hauptstraße des Ortes. Hier in Borongan im Ortszentrum




Das priavte Borongan Doctors Hospital




Die Wilson Uptown "Mall"




Gegenüber die Philippinische Nationalbank (PNB)




Der Baybay Boulevard Richtung Norden...




...Richtung Süden (da wo das graubraune Auto am Ende steht geht es in meine Straße)




Die Promenade Richtung Süden




Blick auf den in den aufgrund in der Bucht meist ruhigen liegenden Pazifik




Die Promenade Richtung Norden




Mein Wohn- bzw. Allzweckzimmer




Ich wohne im zweiten Haus im vorderen Teil

Samstag, 3. Juli 2010

ein neuer Krankenhausbesuch

Bislang bin ich um Arzt- und Krankenhausbesuche immer ganz gut herumgekommen, das erste und bis dahin letzte mal, dass ich hier auf den Philippinen ein Krankenhaus zumindest im eigenen Interesse aufgesucht habe, war im November. Irgendwann im Mai bekam ich allerdings kleine Schwierigkeiten mit meinem rechten großen Fußzeh, da mein Nagel begann in die Haut einzuwachen. Weit über einen Monat habe ich den Arztbesuch herausgezögert, stets in der Hoffnung, dass sich das ganze von selbst bzw. mit ein bisschen rumgefummel legen würde, doch am Ende hatte das leider alles nichts genutzt, nicht zuletzt habe ich das Ganze sicherlich auch herausgezögert, da ich nur beschränkt Lust hatte, hier einen Arzt aufzusuchen. Schließlich beschloss ich dann am 1. Juli, dass ich morgen ins Krankenhaus gehen würde, in naher Zukunft steht schließlich noch ein Urlaub (mehr dazu später) an und bis dahin wollte ich auf jeden Fall wieder fit sein. Ich hielt mich tatsächlich an das von mir gesetzte Datum und begab mich am frühen Nachmittag ins Spital, nachdem mich die Krankenschwester irgendwo nach hinten geschickt hatte und ich nicht so ganz verstanden hatte, was ich denn dort tun sollte fand ich nach ca. 15 Minuten heraus, dass knapp neben mir eine etwas unscheinbare Anmeldung war, wo ich mich dann auch gleich eintrug. Dann gings wieder nach vorne an die Information, dort stellte sich heraus, dass gerade kein Chirug im Krankenhaus sei, also bat man mich gegen fünf Uhr nachmittags wieder zu kommen.
Wer einmal auf den Philippinen ein wenig im Land unterwegs war, der kennt das: Man verabredet sich zu einem bestimmten Zeitpunkt und man ist selbst Schuld wenn man pünktlich wie die Eisenbahn (mit Außnahme der DB) da ist. "Filipino Time" nennt sich dieses Phänomen, es ist üblich, zur genannten Verabredung eine halbe bis eine Stunde später zu erscheinen, ansonsten frohes Warten. Da ich nun doch schon einige Zeit hier bin (immerhin gut 10 Monate) war mir das Bewusst, da ich allerdings gerade zu Hause mit allem fertig war und ein bisschen auf glühenden Kohlen saß fuhr ich bereits gegen fünf zum Krankenhaus zurück, vielleicht stünde es mit der Pünktlichkeit bei den Ärzten ja ähnlich wie mit der Pünktlichkeit bei den Flugzeugen (die in der Regel recht pünktlich sind). Weit gefehlt, nachdem die Krankenhausbelegschaft erstmal gemütlich ihren Nachmittagssnack tätigte und mir über der gesamten Wartezeitraum immer wieder zurief "The doctor is comming now", trudelte selbiger schließlich gegen sechs ein, es konnte losgehen. Zunächst einmal sah er sich die Sache kurz an, dann schrieb er alles nieder was er für den kleinen Eingriff benötigen würde und schickte mich zur krankenhausinternen Apotheke um den Krempel zu besorgen (Das ganze hat in den Philippinen gewissermaßen eine Logik, da es ein ziemlich armes Land ist und es keine allgemeine Krankenversicherung gibt, muss erst einmal die Zahungsfähigkeit des Patienten überprüft werden).
Nachdem ich das Zeug dann beisammen hatte, gings los, nach einer Spritzenladung Betäubung spürte ich die Stelle allerdings immer noch ganz gut, also gabs noch eine halbe oben drauf, dann war aber auch gut und der Chirug begann den Nagel rechts abzuschneiden und zog nach kurzer Zeit das abgeschnittene Viertel heraus, das Nagelstück durfte ich als kleines Souvenier behalten, erneut begutachtete er den Zeh und stellte fest, dass es besser sei das zuvor verschriebene Antibiotika durch ein stärkeres Auszuwechseln, da die Rötung und damit Entzündung am Fußzeh doch recht weit fortgeschritten sei (naja, für über einen Monat eigentlich noch ganz okay ;-) ), zusätzlich verschrieb er mir noch Schmerzmittel, ich fragte ihn ob das wirklich nötig sei, doch während der örtlichen Betäubung vergisst man schnell, dass diese nicht ewig anhält und später am Abend passte es mir dann doch ganz gut, die bunten Pillen zu haben. Nachdem ich schließlich das Antibiotika gewechselt hatte, musste ich erneut draufzahlen, hatte allerdings kein Geld mehr und musste erst einmal zur Bank, während ich dann da also mit dem Motorrad losfuhr stellte ich schnell fest, dass die Betäubung im Zeh irgendwie nicht nur im Zeh geblieben war, sondern mir irgendwie ganz gut Einen verpasst hatte mir ein wenig schwindelig war, in etwa so wie betrunken zu sein. Also erledigte ich die Fahrt möglichst rasch und ohne großen Aufenthalt, glücklicherweise waren es ohnehin nur ein paar hundert Meter. Insgesamt beliefen sich die Arztkosten und die Medikation alleine im Krankenhaus auf mehrere tausend Peso, was für einen für einen kleinen Weltwärtsfreiwilligen auch schon eine ganz ordentliche Stange Geld ist, auch wenn ich es nur vorstrecken muss.
Gegen viertel vor acht konnte ich das "Borongan Doctors Hospital" (in Borongan gibt es zwei Krankenhäuser, das öffentliche Provinzkrankenhaus und das private, etwas bessere Doctors Hospital, auch wenn die Boronganer Ärzte oft in beiden arbeiten) wieder verlassen, immer noch im Schwindel und etwas geplättet.
Allerdings muss ich sagen, dass der Arzt auf mich einen recht kompetenten Eindruck gemacht hat, außerdem waren die Materialien die er verwendet hat, soweit man das erkennen konnte, sauber, also nichts mit zehnfach wiederverwendeter Spritzkanüle!
Jetzt heißt es die nächsten Tage allerdings erst einmal die Wunde schonen, sie immer schön reinigen und brav das Antibiotika zu nehmen (welches übrigens ganz gut reinhaut sodass ich mich oft ein wenig matt fühle).



Vorher




Nachher