Donnerstag, 15. Juli 2010

Motorradtour Nordsamar

Vom 9.-13. Juli stand nun endlich die Samar Motorradtour an, die schon lange geplant war. Durchführen tat ich diese Tour mit Bodhi, einen anderen Freiwilligen aus Taft, etwa 50km nördlich von Borongan (Am besten sucht ihr im Netz nach einer detailierten Karte von Samar wenn euch die Lage der Orte interessiert). Dies war auch meine erste, wenn auch nur kleine Etappe die ich Freitagnachmittag erledigte, bevor es auf Tour ging tauschte ich noch den hässlichen blauen Sitzbezug meines Motorrades gegen einen neuen, schwarzen aus, nicht zuletzt um es auch für den baldigen Verkauf ein bisschen besser aussehen zu lassen. Am nächsten Tag Morgen ging dann die eigentliche Tour los: Von Taft ging es nordwärts, zunächst nach Oras wo wir das erste mal hielte und bei Bekannten vorbeischauten. Diese waren von unseren Plänen nicht sonderlich angetan, zu gefährlich, speziell der Norden Samars, allerdings ist das das, was die meisten Filipinos immer über andere Orte sagen, speziell wenn sie diese nicht kennen. Das der Nordosten Samars aber tatsächlich etwas abendteuerlich ist, war auch im Reiseführer zu fahren und das sollten wir auch bald erfahren. Letztendlich wollten diese Bekannten uns sogar Begleitung für eine Teilstrecke mitgeben, was wir allerdings ablehnten.

Von Oras ging es über San Policarpo in das etwa 30 Kilometer enfernte Arteche. Alles was danach Richtung Norden kam, war uns unbekannt, da uns kein Freiwilliger bekannt war, der die Strecke bislang gefahren wäre, letztendlich ist dort aber auch niemanden irgendetwas besonderes bekannt gewesen, für das es sich gelohnt hätte hin zu fahren, zum anderen sind die Straßen auch einfach zu schlecht, sodass es einfacher ist die größere Stadt Catarman über Westsamar zu erreichen.
In Arteche kehrten wir dann erst einmal auf ein Mittagessen ein, anschließend mussten wir die richtige Straße erfahren, das Kartenmaterial und ein Reiseführer waren verwirrend: Das eine gab gleich zwei Straßen an, das andere behauptete es existiere nicht mal eine Einzige. Auch von Oras gäbe es laut Karte sogar eine Straße direkt nach Laoang. Was letztendlich richtig war wissen wir nicht, es gab auf jeden Fall eine Straße im Norden von Arteche, Straße ist vielleicht zuviel der Ehre, es war eher die Qualität eines vergrößerter Feldweges, dass die Straßen dort schlecht sind, war uns aber bewusst. Da es immer wieder stark regnete, blieben wir unter anderen mit unseren Motorrädern im Schlamm stecken, generell war die Straße etwas angeweicht, in der Regenzeit dürfte sie dann wohl ganz aufgeweicht und damit beinahe unpassierbar sein.
Irgendwie waren nun auch zwei Richtungen angeschrieben, vobei es von dem einen Ort hieß, er sei eigentlich nur per Fluss erreichbar. Wir entschieden uns für die Fahrt an der küstennahen Straße, wie es unser Plan war, zudem wer weiß wo die Straße dann geendet hätte und wie man von dort aus dann weitergekommen wäre?
Die Besiedelung wurde tatsächlich immer dünner, vor allem auch immer ärmlicher und rückständiger anmutend, sicher auch eine Auswirkung der schlechten Infrastruktur. PKW, LKW oder Jeepneys kamen uns nach einer Weile schon gar nicht mehr entgegen, das einzige was verkehrte waren Motorräder, allerdings auch in sehr überschaubarer Anzahl. Auf unserem Weg hielten wir immer mal wieder an um uns die Landschaft anzusehen, an einem Strand überlegten wir dann zu zelten, allerdings hielt uns zum einen der Regen davon ab (es war an diesem Nachmittag überwiegend regnerisch und wolkenverhangen) , zum anderen ein Angehöriger der philippinischen Armee, der sich mit uns unterstellte und nach einer Weile auf einmal andeutete, es sei besser jetzt sofort trotz Regen weiterzufahren, im Wald gäbe es Leute mit Gewehren, die uns gefangen nehmen würden. Was letztendlich an der Sache dran war, keine Ahnung, allerdings hielten wir es für besser, die Warnung nicht auszuschlagen, er lud sich selbst ein ein Stück mitzufahren und dann bei seinem Camp abzusteigen. Da er auch ein bisschen nach Alkohol roch vermute ich mal eher, dass er schnell nach Hause wollte, aber wie gesagt, besser nichts unnötig riskiert.

Gegen Spätnachmittag als die Dämmerung langsam einzusetzen begann, ein unschöner Zwischenfall. Nachdem wir kurz gehalten hatten und dann wieder weitergefahren waren, verschwand Bodhi nach einer Kurve auf einmal aus meinem Rückspiegel, da das nicht allzu selten war, dass mal eben einer anhielt um irgendwas wieder in die Tasche zu packen fuhr ich kurz an den Rand und wartete, allerdings war ich misstrauisch, da wir erst ein paar Minuten zuvor gestoppt hatten. Also wartete ich nur sehr kurz und fuhr dann wieder die Strecke zurück, tatsächlich war der Stopp nicht ganz freiwillig sondern eher unfallbedingt. Das Motorrad lag auf der abschüssigen Straße und er saß nebendran, offensichtlich mit einigen zunächst oberflächlichen Verletzungen.
Da auf der Straße eine Benzinpfütze war und eine Fußraste verbogen war, hielt ich sowohl Motorrad als auch Bodhi für nicht fahrtüchtig, und lud ihn dann auf meins, um in den nächsten größeren Ort zu fahren in der Hoffnung, dort eine Krankenstation vorzufinden. Nach 12km schlechter Straße und zunehmender Dunkelheit erreichten wir schließlich den Ort Palapag, glücklicherweise gab es ein Health Center, unglücklicherweise allerdings niemand da. Einen Arzt gab es nicht, ein Einheimischer informierte dann eine Krankenschwester, die die Wunden reinigte und eine am Kinn nähen musste, insgesamt aber hatte er Glück gehabt und keine schwerwiegenderen Verletzungen gehabt.

Nachdem wir, ebenfalls mit Glück, ein Quartier gefunden hatten und schließlich das Motorrad holen wollten, war die Gästehauseignerin auch hiervon nicht sonderlich begeistert, zu gefährlich, also gab sie uns vier Wächter mit auf den Weg, der eine der Bürgermeister höchst persönlich. Sicher nicht ganz verkehrt und ein Plus an Sicherheit, da unsere Begleiter die Leute in der Gegend zum einen kennen und zum anderen wohl auch bewaffnet waren. Die Unfallmaschine selbst hatte nur kleinere Beschädigungen, ein paar Kratzer und eben wie gesagt die verbogene Fußraste, nach deren geradebiegen also tüchtig, die Tour zu vollenden. Zu letzteren entschied sich auch Bodhi, eine Fahrt zurück wäre wohl umständlicher und unangenehmer gewesen als die Strecke zu Ende zu fahren, einzige Option wäre gewesen, mit dem Jeepney oder dem Van zu fahren, aber auch das wäre nicht sonderlich angenehm gewesen und zum anderen was tun mit den Motorrädern? Letztendlich stellte sich heraus, dass das wohl eine ganz gute Wahl war.
Dieser erste richtige Tourtabschnitt hatte zwar gerade mal die Länge von vielleicht 120km, doch hat er uns aufgrund der Straßenlage den ganzen Tag abverlangt.

Von Palapag brachen wir erst am späten Vormittag zur zweiten Etappe auf, da eben wegen des Unfalls noch einige Besorgungen anstanden. Im Gespräch mit unserer helfenden Zimmervermieterin erfuhren wir, dass es auf dem Teilstück Palapag-Rawis keine Straßen gäbe, und eine Übersetzung nur über das Meer möglich wäre. Da wegen Ebbe keine größeren Boote fuhren, mieteten wir eine Banka (Auslegerboot), auf dem unsere Motorräder verladen wurden und wir uns auf den Weg machten. Unterwegs setzten wir ein paar mal im Sand auf und ich half unseren Käpt`n schieben, da das Wasser zu flach für die Schraube war. In Rawis angekommen, verlief die weitere Reise ohne größere Vorkomnisse. die Nordküste Samars hat einige nette helle Sandstrände und wirkt nicht mehr so rau wie die am Pazifik gelegene Ostküste Samars. Über Catarman fuhren wir nach Allen welches bereits in Nordwestsamar liegt, über gut geteerten oder betonierten Straßen dahin. Eine kleine Skurilität Catarmans allerdings sahen wir uns noch an: Der Flughafen der Stadt geht mitten durch den Ort. Wenn nun ein Flieger im Anmarsch ist, werden links und rechts neben dem Rollfeld einfach die Tore der Straße die über die Startbahn gehen geschlossen und der Flieger kann landen. Danach werden diese wieder geöffnet und der Verkehr marschiert wieder drüber.
Am folgenden Tag fuhren wir von Allen über die größeren Städte Calbayog und Catbalogan und später über die nördliche Inland Querstraße bis nach Taft zurück. Von den Streckenkilometern her genauso viel wie die ersten beiden Tourtage zusammen, aber auch hier aufgrund der recht guten Straße machbar, lediglich Teile der Inlandstraße sind derzeit am zerfallen, wer weiß wie da die Lage in ein paar Jahren ist.

Das Wetter auf der Tour war jeden Tag sehr gemischt, jeden Tag knallte ebenso die Sonne als dass wir auch strömenden Regen hatten.
Meine letzte Etappe am darauffolgenden Tag von Taft nach Borongan ließ allerdings die Sonne aus und ich wurde klatsch nass.
Insgesamt bis auf den Unfall eine gelungene und abwechslungsreiche, abendteuerliche Tour die mir großen Spaß bereitet hat. Auf die Umrundung ganz Samars haben wir verzichtet, da uns die Straßen im südlichen Teil soweit bekannt sind. Auch wäre das wohl ca. zusätzliche 250km gewesen, doch auch ohne die haben wir alle drei Provinzen Samars angeschnitten bzw. sogar durchquert. Ich habe von Borongan nach Borongan gut 650 Kilometer zurückgelegt, länger hätte die Tour vom zeitlichen aber auch nicht unbedingt sein müssen, da es doch recht anstrengend ist.


Zurück in Borongan:
In Borongan war das Wetter die letzten Tage auch nicht besser, was ich gehört habe, so ist ein Taifun über Luzon gezogen und hat auch hier für reichlich Regen gesorgt. Die Stromversorgung Borongans scheint des Weiteren momentan recht instabil zu sein, andauernd sind kleinere Stromausfälle, teils aber auch über ein bis zwei Tage, was dann doch schon recht nervig werden kann. Vor allem bei (stärkeren) Regen so wie gestern ist der Strom dann weg.
Möglicherweise auch durch den Regen bedingt, gibt es in Borongan wohl derzeit viele Denguefälle, tatsächlich sind derzeit gefühlt mehr Mücken unterwegs als sonst.



Die Straße kurz hinter Arteche



Typische, immer bescheidener werdende Bebauung



Nach Regen aufgeweichte Straßen...



...zwangen uns schon mal zum schieben



ärmlich anmutender Nordosten Samars



Landschaftlich recht rau und an diesem Tag regnerisch...



...dennoch reizvoll



Verladen der Motorräder auf eine Banka



Mit dem Boot unterwegs



Bebauung am Wasser



Ich



Nach dem Übersetzen mit dem Boot wurden die Straßen besser, richtig gut eigentlich



Sandstrand an der Nordküste Samars



Gewitter und Regen begleiteten uns die ganze Zeit



Straße über die Startbahn Catarmans



Ich mit meinem Motorrad



Unsere Unterkunft der zweite Übernachtung



Samar im Nordwesten bei Malaga



Ich



mal wieder Regenpause



(Geregnet hat es wirklich öfters)



"Kleiner" Steinschlag auf der Inlandstraße nach Taft

2 Kommentare:

  1. Hallo Ingo,

    interessanter Tourbericht, Danke.

    Grüße aus D von Martin und Carmela

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  2. wahnsinn, wo du dich überall herumtreibst aber das hat schon seinen reiz!! toller bericht as usual! thomas

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