Samstag, 3. Juli 2010

ein neuer Krankenhausbesuch

Bislang bin ich um Arzt- und Krankenhausbesuche immer ganz gut herumgekommen, das erste und bis dahin letzte mal, dass ich hier auf den Philippinen ein Krankenhaus zumindest im eigenen Interesse aufgesucht habe, war im November. Irgendwann im Mai bekam ich allerdings kleine Schwierigkeiten mit meinem rechten großen Fußzeh, da mein Nagel begann in die Haut einzuwachen. Weit über einen Monat habe ich den Arztbesuch herausgezögert, stets in der Hoffnung, dass sich das ganze von selbst bzw. mit ein bisschen rumgefummel legen würde, doch am Ende hatte das leider alles nichts genutzt, nicht zuletzt habe ich das Ganze sicherlich auch herausgezögert, da ich nur beschränkt Lust hatte, hier einen Arzt aufzusuchen. Schließlich beschloss ich dann am 1. Juli, dass ich morgen ins Krankenhaus gehen würde, in naher Zukunft steht schließlich noch ein Urlaub (mehr dazu später) an und bis dahin wollte ich auf jeden Fall wieder fit sein. Ich hielt mich tatsächlich an das von mir gesetzte Datum und begab mich am frühen Nachmittag ins Spital, nachdem mich die Krankenschwester irgendwo nach hinten geschickt hatte und ich nicht so ganz verstanden hatte, was ich denn dort tun sollte fand ich nach ca. 15 Minuten heraus, dass knapp neben mir eine etwas unscheinbare Anmeldung war, wo ich mich dann auch gleich eintrug. Dann gings wieder nach vorne an die Information, dort stellte sich heraus, dass gerade kein Chirug im Krankenhaus sei, also bat man mich gegen fünf Uhr nachmittags wieder zu kommen.
Wer einmal auf den Philippinen ein wenig im Land unterwegs war, der kennt das: Man verabredet sich zu einem bestimmten Zeitpunkt und man ist selbst Schuld wenn man pünktlich wie die Eisenbahn (mit Außnahme der DB) da ist. "Filipino Time" nennt sich dieses Phänomen, es ist üblich, zur genannten Verabredung eine halbe bis eine Stunde später zu erscheinen, ansonsten frohes Warten. Da ich nun doch schon einige Zeit hier bin (immerhin gut 10 Monate) war mir das Bewusst, da ich allerdings gerade zu Hause mit allem fertig war und ein bisschen auf glühenden Kohlen saß fuhr ich bereits gegen fünf zum Krankenhaus zurück, vielleicht stünde es mit der Pünktlichkeit bei den Ärzten ja ähnlich wie mit der Pünktlichkeit bei den Flugzeugen (die in der Regel recht pünktlich sind). Weit gefehlt, nachdem die Krankenhausbelegschaft erstmal gemütlich ihren Nachmittagssnack tätigte und mir über der gesamten Wartezeitraum immer wieder zurief "The doctor is comming now", trudelte selbiger schließlich gegen sechs ein, es konnte losgehen. Zunächst einmal sah er sich die Sache kurz an, dann schrieb er alles nieder was er für den kleinen Eingriff benötigen würde und schickte mich zur krankenhausinternen Apotheke um den Krempel zu besorgen (Das ganze hat in den Philippinen gewissermaßen eine Logik, da es ein ziemlich armes Land ist und es keine allgemeine Krankenversicherung gibt, muss erst einmal die Zahungsfähigkeit des Patienten überprüft werden).
Nachdem ich das Zeug dann beisammen hatte, gings los, nach einer Spritzenladung Betäubung spürte ich die Stelle allerdings immer noch ganz gut, also gabs noch eine halbe oben drauf, dann war aber auch gut und der Chirug begann den Nagel rechts abzuschneiden und zog nach kurzer Zeit das abgeschnittene Viertel heraus, das Nagelstück durfte ich als kleines Souvenier behalten, erneut begutachtete er den Zeh und stellte fest, dass es besser sei das zuvor verschriebene Antibiotika durch ein stärkeres Auszuwechseln, da die Rötung und damit Entzündung am Fußzeh doch recht weit fortgeschritten sei (naja, für über einen Monat eigentlich noch ganz okay ;-) ), zusätzlich verschrieb er mir noch Schmerzmittel, ich fragte ihn ob das wirklich nötig sei, doch während der örtlichen Betäubung vergisst man schnell, dass diese nicht ewig anhält und später am Abend passte es mir dann doch ganz gut, die bunten Pillen zu haben. Nachdem ich schließlich das Antibiotika gewechselt hatte, musste ich erneut draufzahlen, hatte allerdings kein Geld mehr und musste erst einmal zur Bank, während ich dann da also mit dem Motorrad losfuhr stellte ich schnell fest, dass die Betäubung im Zeh irgendwie nicht nur im Zeh geblieben war, sondern mir irgendwie ganz gut Einen verpasst hatte mir ein wenig schwindelig war, in etwa so wie betrunken zu sein. Also erledigte ich die Fahrt möglichst rasch und ohne großen Aufenthalt, glücklicherweise waren es ohnehin nur ein paar hundert Meter. Insgesamt beliefen sich die Arztkosten und die Medikation alleine im Krankenhaus auf mehrere tausend Peso, was für einen für einen kleinen Weltwärtsfreiwilligen auch schon eine ganz ordentliche Stange Geld ist, auch wenn ich es nur vorstrecken muss.
Gegen viertel vor acht konnte ich das "Borongan Doctors Hospital" (in Borongan gibt es zwei Krankenhäuser, das öffentliche Provinzkrankenhaus und das private, etwas bessere Doctors Hospital, auch wenn die Boronganer Ärzte oft in beiden arbeiten) wieder verlassen, immer noch im Schwindel und etwas geplättet.
Allerdings muss ich sagen, dass der Arzt auf mich einen recht kompetenten Eindruck gemacht hat, außerdem waren die Materialien die er verwendet hat, soweit man das erkennen konnte, sauber, also nichts mit zehnfach wiederverwendeter Spritzkanüle!
Jetzt heißt es die nächsten Tage allerdings erst einmal die Wunde schonen, sie immer schön reinigen und brav das Antibiotika zu nehmen (welches übrigens ganz gut reinhaut sodass ich mich oft ein wenig matt fühle).



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