Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich noch nie wirklich etwas über meinen aktuellen Wohnort geschrieben habe, geschweige denn allzu viele Bilder davon gezeigt habe. Wie ich ja weiter unten beschrieben habe, bin ich vor einiger Zeit von Hernani nach Borongan, dass etwa 50 Kilometer weiter nördlich liegt. Grund dafür waren diverse Probleme, mit der Arbeit, Wohnsituation, Vermieter (bzw. Gasteltern) und nicht zuletzt wegen der Lautstärke auch wenn man hier zunächst vielleicht lachen mag. Bei einem Haus in der landestypischen Bauweise dringt jeder noch so leise Ton überall durch und wenn man das nicht, wie die Filipinos eben, von klein auf gewohnt ist, kann es ziemlich schwer werden sich da anzupassen. Fakt war jedenfalls, das Hunde, Nachbarn, vor allem und ganz oben stehend aber die bekloppten Kampfhähne mir wohl jeden erholsamen Schlaf geklaut haben. Ein Rückzug zur Ruhe war im Haus für mich absolut unmöglich.
Umso genauer habe ich natürlich geschaut, dass all solche Lärmquellen in der neuen Wohnung möglichst gebannt sind, das sind es zum größten Teil auch tatsächlich, zwar wird im Hof neu gebaut und in der Nachbarschaft ist meist die halbe Nacht ein Hund am jaulen, aber dennoch ist es wesentlich besser als zuvor in Hernani.
Zu Borongan: Borongan ist die Provinzhauptstadt der Provinz Ost-Samars (oder eben Eastern Samar wie es ganz offiziell heißt), der mitklingende Wortteil "Hauptstadt" ist allerdings sehr großzügig und gut gemeint, denn den Charakter einer philippinischen "Stadt" wie ich sie bislang erlebt habe, hat sie überhaupt nicht. Allerdings muss ich sagen, dass mich die meisten philippinischen Städte bislang auch noch nicht sonderlich umgehauen haben, meistens ist es eben laut, verkehrstechnisch überlastet und damit zusammenhängend total versmogt, dreckig und wesentlich elendiger anmutend als auf dem Land. Borongan bildet da wie ich finde einen angenehmes zwischending, der Chrakter und der Charme der Stadt mutet eher auf ein vergrößertes Dorf an, viele negative Dinge die die Stadt zu bieten hat gibt es nicht, aber dennoch bekommt man die meisten Dinge des alltäglichen Lebens bzw. eben sogar etwas mehr sodass man auch als euopäische Geprägter (vor allem was das Essen anbelangt) hier zwar nicht mit allen, aber doch mit für ein Jahr befriedigenden Dingen ganz gut Leben kann. Ein riesengroßes Plus ist natürlich das ganze tropische Obst, als ich das erste mal auf den Philippinen eine Ananas probierte glaubte ich, dass ich selbige nie wieder in Deutschland essen könne, es ist einfach noch mal ein ungleich besserer, frischer und einfach herrlicherer Geschmack was auf so ziemlich alle hier angebauten Früchte (wie z.B. auch Mangos) zutrifft. Enttäuscht war ich vom Kaffee, obwohl die Philippinen ein, wenn auch international eher unbedeutendes, Kaffeeanbauland sind, gibt es beinahe überall nur löslichen Nescafé, den Amerikanern und ihren globalen Absatzmärkten sei Dank. Gebrühter Kaffee (vor allem in der Provinz!) eine absolute Seltenheit, sodass ich von meinem Besuch aus Deutschland einen Espressokocher und Kaffee als Carepaket mitgebracht bekam, für mich als alten Kaffeefreund: ein Segen.
Doch zurück zu Borongan. Wie ich schon sagte, hat die Stadt eher Dorfcharakter und darf sich auch erst seit diesem Jahr wieder offiziell "Stadt" nennen. Da es auf den Philippinen immer recht schwer ist, eine Stadt von der Ausbreitung mit einer europäischen Stadt zu vergleichen da die Städte hier oftmals eine große Fläche haben und selbst weit entfernte "Stadtteile" Barangays noch dazu gehören, kann ich nur schwer abschätzen, wie groß der Hauptort wohl sein mag. Die Muincipality (also das ganze Stadtgebiet) von Borongan hat was ich so gehört habe etwa zwischen 50.000 und 60.000 Einwohner, die wie wohl auf beinahe den ganzen Philippinen, überwiegend die Küste besiedeln. Dass Innland Samars ist im Vergleich zur Küste mit Ausnahme an den paar Innlandstraßen beinahe menschenleer und recht schwierg zugänglich (eben weil es keine, nicht mal unbefestigte Straßen gibt)
Ich selbst habe auch das ein oder andere "Upstream-Barangay" also Hinterland Stadtteil besucht, in einem, welches nur vom Fluss per Boot oder zu Fuß erreichbar war hatte noch nicht einmal die Elektrizität einzug gehalten und die Bewohner waren angesicht des Besuches einiger großer weißer Menschen wohl doch sehr überrascht und fanden unsere großen Nasen recht auffällig. Das ein oder andere Kind hat sich vor uns europäischen Besuchern sogar eher ein wenig gefürchtet.
In Borongan gibt es zwei Krankenhäuser, einmal das Provinzkrankenhaus, welches vornehmlich von der armen Bevölkerung aufgesucht wird und das Doctors Hospital, welches privat ist. Die Ärzte arbeiten aber soweit ich das gehört habe, trotzdem in beiden, einziger Unterschied dürfte dann wohl sein, dass im einen die Versorgung besser ist.
Des weiteren gibt es sogar eine "Mall", ich würde das ganze eher als kleines Einkaufszentrum bezeichnen, wer die großen Malls aus den größeren Städten kennt, der wird sehr schnell merken, dass die Mall in Borongan nicht viel mit den anderen zu tun hat. Allerdings erhöht sie eben das Angebot an sonst eher selten zu findenden Waren, was letztendlich dafür verantwortlich ist, dass man wie ich weiter oben sagte, "auch als europäisch Geprägter" viel findet. Ansonsten gibt es einige Restaurants, ein paar Tankstellen die die konkurrierenden Unternehmen auf den Philippinen offensichtlich immer gegenüber stellen, und natürlich den Baybay Boulevard. Auch hier mag der Begriff "Boulevard" ein wenig hoch gegriffen sein, sollte sich Borongan aber eines Tages zur blühenden Metropole der Philippinen entwickeln, wird er das möglicherweise werden, aber auch jetzt schon ist er vor allem für ein abendliches Bier ein angenehmer Aufenthaltsort. Abgesehen von einigen Banken und damit auch Geldautomaten, bei denen es den nächsten Richtung Süden soweit ich weiß erst wieder im 110 Kilometer entfernten Guiuan (sprich in etwa Giwan) gibt, unterscheidet sich Borongan mit der Ausnahme der Größe des Hauptortes eigentlich nicht allzu wahnsinnig von den Provinzdörfern und bis auf eben den kleinen Teil des Hauptortes, ist es ansonsten wie überall in der Provinz auch.
Ich bin allerdings froh, in Borongan zu leben und nicht mehr in Hernani, das Leben gefällt mir hier einfach wesentlich besser, nicht zuletzt wohl eben auch, da ich alleine wohne, für mich persönlich die wesentlich bessere Alternative als die Erfahungen, die ich mit Gasteltern gemacht habe.
Einfahrt in den von allen Nachbarn genutzten Hof
"Meine" Straße von West nach Ost, welche in den Baybay Boulevard mündet. Die Einfahrt zu meinem Hof ist in etwa auf der Höhes des blauen Tricycle (Motorradtaxi), falls man es erkennen kann
Der "national Highway" der ganz Samar von Süden nach Norden verbindet ist in beinahe allen Dörfern Ostsamars die Hauptstraße des Ortes. Hier in Borongan im Ortszentrum
Das priavte Borongan Doctors Hospital
Die Wilson Uptown "Mall"
Gegenüber die Philippinische Nationalbank (PNB)
Der Baybay Boulevard Richtung Norden...
...Richtung Süden (da wo das graubraune Auto am Ende steht geht es in meine Straße)
Die Promenade Richtung Süden
Blick auf den in den aufgrund in der Bucht meist ruhigen liegenden Pazifik
Die Promenade Richtung Norden
Mein Wohn- bzw. Allzweckzimmer
Ich wohne im zweiten Haus im vorderen Teil
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wieder toller berichtschön , das du wieder was neues erlebst... auf deine letzten tage
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